Großes Interesse an einem schwierigen Thema: Der von Chaverim, der VHS Norderstedt und der Integrationsbeauftragte der Stadt Norderstedt organisierte Vortrag am 21. Oktober 2020 über antisemitische Verschwörungsideologien traf offenbar einen Nerv; unter den Anwesenden waren auch Politiker, so die Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann sowie der frühere Oberbürgermeister und Innenminister Hans-Joachim Grote. Sigrid Richolt von der „Landesweiten Informations- und
Dokumentationsstelle“ (LIDA) gab den Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über die Formen, Funktionen und Ursachen von Verschwörungsideologien. Augenfällig sei, dass judenfeindliche Motive bei den meisten Verschwörungsmythen eine Rolle spielten. Zudem enthielten moderne Varianten antisemitischer Verschwörungsideologien häufig Versatzstücke aus zum Teil sehr alten Pamphleten und Erzählungen.
Verbreitet wird judenfeindliche Propaganda und Desinformation von Ideologen jeglicher Couleur – klassische Rechtsextremisten, aber auch Islamisten und Linksextremisten. Spätestens hier wird deutlich, dass antisemitische Verschwörungstheorien stets einer antidemokratischen Weltsicht entspringen. Sie richten sich daher nicht nur gegen Menschen jüdischen Glaubens, sondern auch gegen die demokratische Grundordnung.
Die anschließende Diskussion kreiste insbesondere um die Frage, wie Verschwörungsideologien zu begegnen ist und wie ihrer Verbreitung vorgebeugt werden kann. Die strafrechtliche Verfolgung gestaltet sich häufig als schwierig. Demokratiepädagogische Arbeit insbesondere mit Kindern und Jugendlichen wurden als ein wichtiger Ansatz diskutiert.
Die Dokumentationsstelle LIDA erfasst seit 2018 antisemitische Vorfälle unabhängig davon, ob sie von der Polizei verfolgt werden. Für das vergangene Jahr hat sie über 50 Fälle dokumentiert.