NORDERSTEDT. Die Geschichte lehrt uns: Sobald die Feinde der Demokratie an die Macht kommen, set-
Nachbarschaftzen sie schnell deren Ab-. schaffung um. In Deutschland haben es 1933 die Nationalsozialisten vorge-macht. Knapp einen Monat, nachdem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, erließen die Nazis durch Reichspräsident Paul von Hindenburg die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, auch bekannt als „Reichstagsbrandverord-nung". Diese ermöglichte die Einrichtung der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich und die Verhaftung von rund 80000 politischen Gegnern der neuen Machthaber.
Die Namen dieser frühen KZ sind heute nur wenigen Menschen geläufig - zum Beispiel Ahrensbök, Breite-nau, Oberer Kuhberg oder Kislau. Zumindest in Nor-derstedt ist das KZ Wittmoor ein Begriff, das von April bis Oktober 1933 bestand (HEI-MATSPIEGEL vom 2. November 2024).
Die Wanderausstellung „Auftakt des Terrors" beleuchtet die Rolle dieser frühen KZ während der Etablierung der Nazi-Diktatur und als „Erprobung" für die Ter-rorinstrumente, die später in den bekannten Vernichtungslagern gipfelten.
Zur Ausstellungseröffnung am 7. November hatten die Stadt Norderstedt und der Verein „Chaverim - Freundschaft mit Israel" eingeladen.
,Es ist erschreckend zu se-hen, wie eine noch nie da gewesene Brutalität schon früh in der NS-Diktatur ans Tageslicht trat", sagte Annerose Petersen von der Volkshochschule Norderstedt bei der Begrüßung der Gäste.
Beunruhigend sei auch das Tempo gewesen, mit dem die Nazis die KZ etablierten. „Es ist eine Mahnung an die Gegenwart", befand Kulturamtsleiter Dieter Powitz.
„Der Aufstieg des Faschismus kann sehr schnell ge-hen." Sorgen bereiten ihm diesbezüglich jüngste Wahlergebnisse und ein wieder häufiger zu beobachtenderchen Raum Rassismus in Deutschland und der Welt.
Zur Eröffnung gab Lennart Onken von der Stiftung „Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbre-chen" eine Übersicht darü-ber, wie die Bedingungen in den frühen KZ waren und welche Methoden der Unterdrückung und Entmenschlichung schon 1933 praktiziert wurden, die später auch Anwendung unter anderem in Auschwitz fanden.
Bewegend waren die Worte von Stefanie Szczupak von der jüdischen Gemeinde in Hamburg. Sie erzählten von ihrem Vater, der 1918 in Warschau geboren wurde, im jüdischen Viertel wohnte, eine Ausbildung als Elektriker gemacht hatte und großer Fuß-ballfan war. Er war der einzige aus seiner Familie, der den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust überlebte - in sechs verschiedenen Kon-zentrationslagern. Nach dem Krieg ließ er sich in Hamburg nieder.
„Geschichte prägt uns auch über Generationen hinweg", so Szczupak. ,Sie verpflichtet uns, gegen Ungerechtigkeit vorzugehen und zueinander zu halten.
Wir als Gesellschaft tragen die Verantwortung, uns gegen das Leid anderer Menschen einzusetzen und jeder von uns kann auch im Kleinen einen Beitrag dazu leis-ten."
Noch bis zum 30. November ist die Ausstellung im Nor-derstedter Rathaus auf der Galerie vor dem Plenarsaal zu besichtigen. Es gelten die allgemeinen Öffnungszeiten des Rathauses.